08.07.2010

China: „In zehn Jahren zu teuer für Seafood-Verarbeitung“

Steigende Produktionskosten in China werden dazu führen, dass das Land in spätestens zehn Jahren als Standort für die Seafood-Verarbeitung nicht mehr interessant ist, zitiert das Portal IntraFish einen Industrievertreter. Frank Zhou arbeitet für Ocean One Enterprise, einen chinesischen Verarbeiter mit vier Fabriken in den Regionen Qingdao und Yantai. Jährlich werden dort etwa 7.500 t Lachs geschnitten. „Wir haben Schwierigkeiten Arbeiter zu finden. Deshalb mussten wir die Löhne um 20 bis 30 Prozent anheben“, sagt Zou. Die jungen chinesischen Arbeitskräfte arbeiten lieber in der Elektronik- oder Textilindustrie: dort können sie bei der Arbeit sitzen und haben klimatisierte Räume. „Im Vergleich dazu ist die Seafood-Industrie nicht sehr attraktiv“, meint Zou.

Hinzu komme, dass die traditionelle Arbeitsmigration in China - vom Binnenland an die Küste - gegenwärtig aufgrund von Strukturprogrammen der Regierung zurückgegangen sei. „Die chinesische Regierung hat sich ein jährliches Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von acht Prozent zum Ziel gesetzt. Dafür wird viel Geld in die Infrastruktur der Städte im Landesinneren investiert,“ erklärt der Fischindustrielle. Die meisten seiner Arbeiter stammen aus dem Binnenland. Jetzt hätten viele es nicht mehr nötig an die Küste zu ziehen. Während Elektro-, Keramik- und Textilproduzenten als Reaktion ihre Fabriken zum Teil dorthin verlagern, sei der Umzug der Fischwirtschaft aus den Häfen ins Landesinnere insbesondere aufgrund höherer Logistikkosten nicht attraktiv.

Ebenfalls kostentreibend wirke der hohe Kurs des chinesischen Yen gegenüber dem US-Dollar. „Ein Anstieg um nur drei Prozent kostet mich die Hälfte meiner Marge“, klagt Frank Zou. Insofern schaut sich die arbeitsintensive Seafood-Industrie schon nach alternativen Produktionsländern um. Das könnten Vietnam oder Kambodscha sein, eventuell sogar Nordkorea. Reagiert hat beispielsweise schon Skandi-Seafoods (SSL), ein Joint-Venture zwischen Ocean Trawlers und A. Espersen. Skandi, einer der führender Weiterverarbeiter in China, hatte in diesem Jahr Schwierigkeiten, Mitarbeiter zu finden. „Früher standen sie vor der Fabrik Schlange, jetzt mussten wir Arbeiter zu suchen“, bestätigt Niclas Rydin, kaufmännischer Direktor bei SSL. Skandi werde demnächst einen Betrieb in Vietnam eröffnen, allerdings eher, um höhere Liefersicherheit zu erhalten, weniger, um die Verarbeitungskosten zu senken. Niedrigere Arbeitskosten sehe er in Laos und Kambodscha. Das Problem: „Dort haben Sie nicht dieselben qualifizierten Arbeitskräfte.“ Vielleicht, meint Rydin, sei China in der Vergangenheit zu billig gewesen, vielleicht müsse der Markt schlichtweg mehr zahlen.
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