27.06.2011

Fischereipolitik: „Ohne Reform sind die Aussichten düster“

Die Europäische Kommission hat eine neue Analyse vorgelegt, welche langfristigen Folgen die gegenwärtige Gemeinsame Fischereipolitik (GFP) der EU haben wird. EU-Fischereikommissarin Maria Damanaki erklärte, wenn die EU den gegenwärtig eingeschlagenen gesetzlichen Weg weiter verfolge, befinden sich im Jahre 2022 nur noch neun Prozent der Fischbestände auf einem nachhaltigen Niveau: „Die übrigen Bestände stünden vor dem Kollaps.“ Wenn wir jetzt nicht handeln, meint Damanaki, verlieren wir einen Fischbestand nach dem anderen und die Konsequenz für die Industrie wäre ein verstärkter ökonomischer Druck: „Wir verlieren Arbeitsplätze, aber nicht nur im Fischereisektor selbst: auch in der verarbeitenden Industrie, bei der Logistik, der Hafeninfrastruktur, auf den Auktionen - bis hin zu den Packbetrieben und dem Einzelhandel. Und wir alle als Konsumenten haben letztendlich weniger Fisch auf dem Teller.“ Maria Damanaki bemängelte, dass es in Europa am politischen Willen fehle, derart langfristige Entscheidungen zu treffen: „Ein Wandel ist nicht möglich ohne die Unterstützung durch Abgeordnete des Europäischen Parlaments, die Mitgliedstaaten, NGOs, die Industrie und die Verbraucher.“

Anlässlich der Konferenz unter dem Titel „Kein Fisch mehr auf dem Teller - Warum es einer radikalen Reform der Gemeinsamen Fischereipolitik bedarf“ präsentierte der britische Meeresbiologe und Ozeanograph Prof. Dr. Callum Roberts (Universität York) eine Geschichte der Überfischung, die zu der heutigen problematischen Situation geführt habe. Die schlimmsten Schäden seien unseren Meeren schon vor Einführung der GFP in den 1980er Jahren zugefügt worden, meint Callum, doch die GFP habe nichts dazu getan, die Situation zu verbessern. Aber: „Die gute Nachricht ist, dass marine Ökosysteme belastbar sind und sich erholen können.“ Guus Pastoor, Präsident der Vereinigung der Europäischen Fischproduzenten und -händler (AIPCE) kritisierte das gegenwärtige System jährlicher Fangquoten, das nicht nur der Umwelt schade, sondern auch hohe finanzielle Risiken mit sich bringe. Die Einführung langfristiger Managementpläne für sämtliche Fischbestände würde diese wieder wachsen lassen - und würde zu einer stabileren Versorgungssituation mit stabilen Preise führen.
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