15.11.2016

Sozialstandard: Englische Behörde Seafish zertifiziert Arbeitsbedingungen

Als offenbar erste Fischerei weltweit will sich eine Fischerei auf "clams and cockles" - Sandklaff- und Herzmuscheln - im Süden Englands gleichzeitig nach den Standards des Marine Stewardship Council (MSC) und einem neuen Sozialstandard, dem Responsible Fishing Scheme (RFS), bewerten lassen, teilt das Portal IntraFish mit. Der RFS-Standard startete in Großbritannien im Januar 2016 und sei inzwischen von führenden britischen LEH-Filialisten wie Marks & Spencer, Morrisons und Waitrose in deren Einkaufspolitik integriert worden. Die Eignung des RFS-Standards für die Anwendung auch außerhalb Großbritanniens sei im Rahmen von Machbarkeitsstudien in der isländischen Kabeljaufischerei und der peruanischen Sardellenfischerei getestet worden, teilt Libby Woodhatch mit, Sprecherin der britischen Seafood-Behörde Seafish. Seafish ist Inhaberin des RFS-Standards und lässt durch unabhängige Zertifizierungsorganisationen die betriebliche gute Praxis, die 'best practice', auf Fangschiffen bewerten. Der Standard ist kein reiner Sozialstandard, doch zu seinen fünf Kerngebieten gehören auch das Wohlergehen der Mannschaft und die Arbeitsbedingungen an Bord.

Der Marine Stewardship Council (MSC) interessiere sich ebenfalls für das RFS-Programm, da er selber beginne, seinen Nachhaltigkeitsstandard um soziale Komponenten zu ergänzen - insbesondere, um das Problem unhaltbarer Arbeitsbedingungen an Bord aufgreifen zu können. Allerdings soll eine erste Ausarbeitungsphase erst Ende 2018 abgeschlossen sein und mit der vollen Integration in den MSC-Standard sei nicht vor 2020 zu rechnen. Aquakulturstandards wie die Best Aquaculture Practices (BAP) und der Aquaculture Stewardship Council (ASC) haben schon den Aspekt Arbeitsbedingungen integriert, ebenso wie Friend of the Sea (FoS). Anfang diesen Jahres hatten MSC und ASC schon bei der Entwicklung eines Nachhaltigkeitsstandards für Betriebe, die Algen produzieren, kooperiert. Und dieser Standard beinhaltet bereits Prinzipien, die u.a. Zwangsarbeit, Kinderarbeit und Arbeitssicherheit abdecken. Kritiker wie John Connelly, Präsident des US-amerikanischen National Fisheries Institute (NFI), bezweifeln vor allem, dass ein Sozialstandard weltweit einheitlich angewendet werden könne.

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