01.06.2018

Heringsfischerei in der westlichen Ostsee "vor dem Aus"

Die Heringsfischerei in der westlichen Ostsee steht vor dem Aus. Das zumindest befürchtet der Verband der deutschen Kutter- und Küstenfischer (VDKK), nachdem der Internationale Rat für Meeresforschung (ICES) gestern seine Fangempfehlungen für 2019 veröffentlicht hat. Noch im vergangenen Jahr lag die EU-Gesamtfangmenge für den Hering in der westlichen Ostsee bei 17.309 t, wovon 9.559 t auf Deutschland entfielen. Jetzt fordern die Wissenschaftler des ICES, die Heringsfischerei in dem Gebiet einzustellen.

VDKK-Sprecher Claus Ubl äußert sich irritiert, da der Bestand des westlichen Herings seit dem Jahre 2011 kontinuierlich gewachsen sei: "Damals lag die Biomasse des Elterntierbestandes bei gerade mal 73.000 t. Mittlerweile ist sie auf 104.000 t angewachsen, also in sieben Jahren um rund 42 Prozent, mit kontinuierlich steigender Tendenz." Noch in der ICES-Empfehlung aus dem Jahre 2015 habe der Bestand alle Kriterien für eine nachhaltige Bewirtschaftung erfüllt. "Jetzt steht auf einmal alles auf Rot", wundert sich Ubl. Als Ursache identifiziert er "dramatisch erhöhte Zielwerte im Bestandsmodell. So habe das Gremium den Zielwert für die nachhaltige Bestandsbiomasse von 110.000 t auf 150.000 t und beim Vorsorgeansatz den Limit-Referenzpunkt für die Biomasse des Elterntierbestandes von 90.000 t auf 120.000 t heraufgesetzt. Claus Ubl: "Das ist eine Erhöhung innerhalb eines Jahres um 33 Prozent ohne erkennbare Begründung." Nach Einschätzung der Fischer habe sich "draußen gar nicht viel geändert." Die Familienbetriebe der Heringsfischer würden eine einjährige Fangpause nicht überstehen, meint der VDKK-Vertreter. Im Oktober 2018 werden die EU-Fischereiminister über die tatsächliche Höhe der Fangmenge entscheiden.

Positives gibt es hingegen vom Dorsch zu vermelden, dem anderen "Brotfisch" der deutschen Küstenfischer an der Ostsee. Der Elterntierbestand habe sich beim Dorsch in der westlichen Ostsee seit seinem Tiefpunkt im Jahre 2013 verdoppelt. Er wird innerhalb des kommenden Jahres den Limit-Referenzpunkt für die Biomasse des Elterntierbestandes nach Vorsorgeansatz überschreiten. Entsprechend empfiehlt der ICES eine Anhebung der EU-Gesamtfangmenge von zuletzt 5.597 t auf 13.267 t - ein Plus von 137 Prozent. Auch für die Scholle schlägt der ICES eine Verdoppelung der Quote von 7.076 t auf 14.160 t vor. Die Fangmenge für die Sprotte könne mit 301.125 t (2018: 304.900 t) nahezu konstant bleiben.

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