26.08.2019

Kanada: Hummerfischerei behält MSC-Zertifikat trotz hoher Geldbuße

Das kanadische Fischereiunternehmen Clearwater Seafoods darf seine MSC-Zertifizierung für die Hummerfischerei vor der Ostküste Kanadas behalten, obwohl es im September 2018 zu einer hohen Geldbuße verurteilt worden ist, schreibt das Nachrichtenportal CBC News. Der in Halifax ansässige Hummerverarbeiter hatte 3.800 nicht genutzte Hummerkörbe im Herbst 2017 für nahezu zwei Monate auf dem Meeresboden vor Nova Scotia gelagert, statt sie an Land zu bringen. Dafür wurde Clearwater zu einer Zahlung von 30.000 USD (= 26.091 Euro) verurteilt. Strafschärfend wirkte, dass Kanadas Fischereibehörde (DFO) die Clearwater-Geschäftsführung schon im Jahre 2016 ausdrücklich aufgefordert hatte, dieses seit langem praktizierte Verfahren zu beenden - eine Warnung, die das Management ignoriert hatte, urteilte das Gericht. Laut Vorschrift müssen ausgelegte Hummerkörbe in Kanada alle 72 Stunden kontrolliert werden. Clearwater argumentiert, diese Vorschrift sei bei einer Fischerei, die 50 bis 200 Seemeilen vor der Küste stattfinde, unpraktikabel und die DFO habe die Regel daher auch ändern wollen, was jedoch bislang nicht geschehen sei.

Ocean Wise, ein Nachhaltigkeitsprogramm für Meeresfrüchte des Vancouver Aquariums, revidierte aufgrund der Verurteilung seine Einstufung der Hummerfischerei von Clearwater vor Kanadas Ostküste, die bislang als "empfehlenswert" galt. Der Marine Stewardship Council (MSC) wiederum zog ein regelmäßiges Audit auf Wunsch von Clearwater Seafoods zwei Monate vor. In einem am 23. August 2019 veröffentlichten 61-seitigen Auditierungsbericht kommt der MSC jedoch zu dem Schluss, dass das Unternehmen seine Zertifizierung behalten dürfe. Denn nach Angaben von Clearwater habe man die Praxis, Hummerkörbe auf See zu lagern, schon 2016 vollständig aufgegeben. Der Vorfall im Jahre 2017, der zu der Verurteilung geführt hatte, sei ein isoliertes Ereignis gewesen. Eine Vertreterin des ebenfalls in Halifax ansässigen Ecology Action Centres, Shannon Arnold, geht davon aus, dass Clearwater seine Praktiken inzwischen geändert habe. Der MSC beließ Clearwater das Zertifikat unter zwei Bedingungen: es müsse die Fischereivorschriften einhalten und das Beifangmanagement so genannter "Nicht-Zielarten" mit Hilfe von Beobachtern optimieren. Clearwater besitzt das MSC-Zertifikat inzwischen seit neun Jahren, seit Sommer 2010.

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