11.03.2014

Wissenschaft: Kontroverse um die Gefahren der 'Escapees'

Farmlachse sollten grundsätzlich sterilisiert werden, um zu verhindern, dass sie sich mit Wildpopulationen kreuzen. Das zumindest ist die Empfehlung von Wissenschaftlern der britischen University of East Anglia, melden die BBC News. Sie begründen ihre Forderung damit, dass entflohene Zuchtfische, so genannte 'Escapees', unerfahren im Umgang mit Raubtieren seien und diesen eher zum Opfer fielen. Studien hätten ergeben, dass in einigen norwegischen Flüssen die Lachspopulationen zur Hälfte aus entkommenen Zuchtfischen bestünden. Prof. Matt Gage erklärt: "Farmlachse wachsen sehr schnell, sind sehr aggressiv und nicht so intelligent im Hinblick auf den Umgang mit Räubern." Außerdem seien sie genauso fruchtbar wie Wildfische. Deshalb empfehlen die Forscher, die Lachseier gleich nach der Befruchtung so zu behandeln, dass die Fische zwar normal wachsen, jedoch beide Geschlechtschromosomen ausbilden und damit die meisten von ihnen unfruchtbar würden.

Dem geschilderten Gefahrenpotential und den daraus gezogenen Schlussfolgerungen widersprechen Lachszüchter. Die Überlebensrate von gefarmten Lachsen in der freien Natur liege quasi bei Null, meint Scott Landsburgh, Geschäftsführer der Scottish Salmon Producers' Organisation (SSPO). Die geschilderten Gefahren seien theoretischer Natur und unbegründet: "Fundamental für eine gute Fischzucht ist die effektive Einhegung. Die Industrie unternimmt große Anstrengungen, die Gehegestandards zu verbessern." Eine mögliche Sterilisierung der Fische werde zwar seit geraumer Zeit in Erwägung gezogen, werfe jedoch ernsthafte Fragen in puncto Tierwohl und Wirtschaftlichkeit auf.

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