22.09.2014

Russland-Embargo: Lachs wird über Nachbarländer exportiert

Trotz des russischen Importverbots gelangen Lachs und Lachsforelle aus Norwegen offenbar über Russlands Nachbarländer weiterhin in das theoretisch gesperrte Land. Diese Vermutung wird durch gestiegene Exportmengen nach Weißrussland und die baltischen Staaten gestützt, meint die norwegische Tageszeitung Dagens Næringsliv (DN) unter Berufung auf mehrere Lachs- und Forellen-Produzenten. In den Nachbarstaaten wird der Fisch verarbeitet, erhält damit eine andere Zollnummer und darf nach Russland ausgeführt werden, erklärt die norwegische Exporteursvertreterin Ingrid Dahl Skarstein: "Die Russen haben „ja“ gesagt zu verarbeiteten Produkten." Auch Sverre Søraa von Coast Seafood meint: "Geschlossen oder nicht, das Geschäft boomt." Jüngste Zahlen des Norwegischen Seafood-Rates (NSC) nennen für Weißrussland eine Einfuhrmenge von 600 t für die vergangene Woche - 480 t mehr als die 120 t in der Vergleichswoche 2013. Für Estland notiert der NSC gegenüber 2013 die mehr als doppelte Menge: 268 t im Vergleich zu 112 t. Die Ausfuhr nach Litauen stieg von 570 t auf 627 t. Nur Lettland importierte mit 184 t weniger als 2013 - damals waren es 274 t.

Paul T. Aandahl, beim NSC verantwortlich für Lachs und Forelle, widerspricht den Aussagen des DN-Artikels in weiten Teilen. Der Export verarbeiteter Waren aus Weißrussland sei völlig legal und außerdem keine neue Entwicklung: "Schon vor dem Embargo hatte die weißrussische Verarbeitungsindustrie Russland als wichtigen Markt." Auf der anderen Seite liege derzeit in den russischen Geschäften kaum Frischlachs: "Nach dem Ausschluss von Norwegen klafft dort eine Lücke, die nicht geschlossen werden kann. Sie wird nicht vollständig durch Importe von den Färöer Inseln und aus Chile kompensiert." Denn bevor die Grenze "geschlossen" wurde, importierte Russland im Schnitt wöchentlich 1.500 t Lachs. Seit dem Inkrafttreten des russischen Importverbotes sind die Frischlachspreise um 9 Prozent gefallen, während die Exportmenge um 4 Prozent stieg, zeigt ein Blick auf die NSC-Statistiken für die 34. bis 37. KW. Ein Grund für die Entwicklung sei die schwache norwegische Krone, deren Wert gegenüber dem Euro um 4 Prozent gesunken sei. Aahndals Fazit: "Unser Ausschluss vom russischen Markt hat keine Turbulenzen produziert, wie viele befürchtet hatten." Sobald Russland mit der Einfuhr von den Färöern und aus Chile beginnen sollte, seien für Norwegen neue Chancen in jenen Märkten zu erwarten, die dann dort weniger kaufen.

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