24.11.2022

Norwegen: Ausbeutung bei insolventer Atlantic Seafood

Ein Gerichtsverfahren gegen den insolventen norwegischen Lachsverarbeiter Atlantic Seafood A/S hat ein System der Ausbeutung in dem Unternehmen ans Licht gebracht, schreibt das Portal IntraFish. Gegen Atlantic Seafood werden demnach Inkasso-Forderungen in Höhe von 190.000 Euro erhoben, davon 150.000 Euro von Seiten des norwegischen Finanzamtes. Inge Eidem, der als Zeuge vor Gericht aussagte, teilte mit, dass er an Atlantic Seafood ein Haus für 190,- Euro je Raum vermietet habe. Der Lachsverarbeiter verlangte von seinen Beschäftigten hingegen 480,- Euro je Zimmer und Monat, zahlte Eidem jedoch die Miete nicht. "Sie erhielten keinen Lohn, hatten kein Geld für Benzin oder um die Heimreise nach Litauen zu bezahlen", beschrieb der Vermieter die Situation der Beschäftigten. Sie hätten darüberhinaus Lohnabzüge hinnehmen müssen ohne zu wissen wofür, zitiert IntraFish einen Mitarbeiter, der Atlantic Seafood bereits im Sommer verlassen hatte. So wurde auch der für Sonntagsarbeit gesetzlich vorgeschriebene doppelte Lohn nicht gezahlt.

Bereits 2021 hatte Norwegens Behörde für Arbeitsinspektion Strafen wegen Unterbezahlung verhängt, im September diesen Jahres stellte die Behörde erneut fest, dass einige Beschäftigte keinen Lohn erhalten hatten. Atlantic Seafood gehört zu 100 % Daniel Andersen, der selbst in Litauen lebt. Bereits im Jahre 2019 hatte die norwegische Zeitung Dagbladet in einer Artikelserie über Ausbeutung in der Fischindustrie dokumentiert, wie Andersen mehr als 14 Jahre lang norwegischen Fischfarmen billige Arbeitskräfte zur Verfügung gestellt hatte.
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