19.09.2008

US-Studie plädiert für individuelle übertragbare Fangquoten

Die Überfischung der Meere könne eventuell verhindert werden, wenn jeder Fischer einen prozentualen Anteil an der Fangquote erhalte. Zu dieser Überzeugung gelangen US-Wissenschaftler in einer jüngst im Magazin ‚Science’ veröffentlichten Studie. Christopher Costello von der University of California in Santa Barbara und seine Kollegen hatten Fangstatistiken von 1950 bis 2003 von über 11.000 Fischpopulationen untersucht. Insgesamt 121 dieser Bestände wurden von Fischern mit Anteilsscheinen bewirtschaftet. Dabei erhält der einzelne Fischer oder die Kooperative das Recht auf einen prozentualen Anteil der Gesamtfangquote und kann diese Anteilsscheine auch handeln. Der Gedanke: die Fischer haben damit ein finanzielles Interesse an langfristig gesunden Beständen und gehen behutsamer mit der Ressource um.
Positive Beispiele finden sich in Nordamerika. 1997 änderte Kanada die gesetzlichen Grundlagen der Bodenfischerei an seiner Westküste entsprechend dem genannten System. In der Folge erholten sich die Bestände und damit auch die lokale Fischereiindustrie. Die Heilbuttfischerei vor Alaska arbeitete bis Anfang der 1990er Jahre mit Beschränkung der Fangsaison, die 1980 noch 65 Tage dauern durfte, bis 1991 auf zwei Tage im Jahr beschränkt worden war. Die Bestände waren jedoch weiterhin überfischt. Erst mit dem System der Anteilsscheine kam 1995 die Wende. Dr. Joachim Gröger vom deutschen Institut für Seefischerei in Hamburg bezeichnete die Studie gegenüber dem Schweizer Tagesanzeiger als „durchaus interessant“, blieb jedoch skeptisch. Man solle die regionalen Verhältnisse im Detail betrachten und sich keinesfalls auf globale Fangstatistiken alleine verlassen. „Das rein nationale Bewirtschaften von Beständen ist immer einfacher als mittels internationaler Vereinbarungen, wie es sie in der EU gibt. Das könnte das Resultat zusätzlich in positiver Weise verfälschen“, sagte Gröger. Grundsätzlich müsse aber auch die EU an die Einführung dieses Systems denken, sollte sich herausstellen, dass es Wirkung zeigt: „Wobei das sicherlich ein langwieriger politischer Prozess wäre.“
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