30.05.2018

Amsterdam: Fischhandel muss schließen, weil er zu "touristisch" ist

Ein neues Fischgeschäft in Amsterdam muss schließen, weil sein Angebot "zu touristisch" sei, schreibt die Amsterdamer Zeitung "Het Parool". Das Fischgeschäft "The Seafood Shop" in der Leidsestraat ist damit Opfer einer "weltweit einzigartigen Touristen-Vergraulungskampagne" (Süddeutsche Zeitung), die die Stadt seit dem Jahre 2016 fährt. Die Grachtenstadt wolle damit vermeiden, dass es nur noch Geschäfte mit einseitigem, auf internationale Gäste ausgerichtetem Angebot gebe. Fischhändler Fons de Visscher (58) hat unter diesem Gesichtspunkt mehrere Fehler begangen. An den Schaufensterscheiben werben englische Texte, die Produkte werden neben Holländisch auch auf Englisch beworben und auf der Fensterbank bat ein Schild der internationalen Internetseite Tripadvisor, das Restaurant zu bewerten. Ein entscheidendes Argument der Kommunalverwaltung: im Geschäft werde frittierter Fisch und zu wenig Frischfisch verkauft. Dem widerspricht de Visscher, der vor 35 Jahren seinen ersten Fischladen in Helmond/Brabant eröffnete und in Amsterdam inzwischen drei Filialen betreibt: "Es ist ein teurer Standort, aber das Angebot ist genauso groß wie das eines Fischgeschäftes in Brabant oder Purmerend."

Vor fünf Monaten eröffnete er "The Seafood Shop", um, so sagt er, wieder Heringe auszunehmen und Fische zu filetieren, statt bis spät in die Nacht sein Restaurant zu putzen: "Das Sortiment ist genauso wie in meinem ersten Fischgeschäft." Er habe versucht, der Straße etwas Einzigartiges hinzuzufügen. Doch die Gemeinde stuft ihn als Imbiss ein, sagt ein Sprecher der Stadt: "Der Verkauf von Hering oder Kibbeling ist erlaubt, aber es muss Fisch verkauft werden, um ihn zu Hause zuzubereiten und zu essen." Mitte Mai erhielt de Visscher per Einschreiben die Mitteilung, dass das Geschäft innerhalb von zwei Wochen zu schließen sei. "Aber ich habe einen Mietvertrag für zehn Jahre", kontert der Händler. Der "Seafood Shop" könne eine Schließung verhindern, indem er den Verkauf von Lebensmitteln für den sofortigen Verzehr und die Zubereitung von Speisen im Geschäft einstelle. De Visscher hat auf Facebook seine Kunden aufgefordert, unter Angabe ihrer Postleitzahl zu antworten: "So kann die Stadt sehen, dass wir für die örtliche Bevölkerung da sind." Nach Angaben der SZ ist die Besucherzahl in Amsterdam alleine in den letzten zehn Jahren von jährlich 11 Mio. (2005) auf 18 Mio. (2016) gestiegen.

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