08.08.2014

Russland verbietet Fisch-Importe aus der EU

Russland hat gestern für zunächst ein Jahr die Einfuhr von Lebensmitteln aus der EU, darunter auch Fisch und Meeresfrüchte, untersagt. Das Land reagiert mit dem Handelsverbot auf die Sanktionen, die die EU und mehrere andere westliche Länder gegen Russland wegen dessen Verhalten in der Ukraine-Krise verhängt hatten. Welche Folgen wird das Embargo haben? Aus der gesamten EU wurden im Jahr 2013 Fisch und Fischkonserven im Wert von etwa 210 Mio. Euro nach Russland geliefert, schrieb der Spiegel gestern. Deutschland exportierte nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im vergangenen Jahr Fisch und Fischerzeugnisse im Wert von knapp 10 Mio. Euro dorthin.

Erhebliche Einbußen drohen insbesondere jenen europäischen Produktionsländern, die in Russland begehrte Fischarten anlanden oder züchten. Großbritannien beispielsweise exportierte 2012 Seafood für 24 Mio. Euro nach Russland - das sind 1,4 Prozent der britischen Seafood-Exporte von 1,7 Mrd. Euro in jenem Jahr, teilt der Geschäftsführer des Verbandes Seafish, Paul Williams, mit. Da jedoch das Gros der Ausfuhren Makrelen seien (Exportwert: 17,1 Mio. Euro), werde insbesondere Schottlands Schwarmfisch-Industrie das Embargo zu spüren bekommen. Bertie Armstrong, Geschäftsführer der Scottish Fishermen's Federation, äußerte sich besorgt, was die Folgen für die Makrelenfischer und die Verarbeitungsindustrie an Land anbelangt.

Eine ganz andere Dimension besitzen die norwegischen Seafood-Exporte nach Russland. Alleine in diesem Juli verkaufte Norwegen Seafood für 56 Mio. Euro nach Russland, teilt der Norwegische Seafood-Exportrat (NSC) mit, in den ersten sieben Monaten diesen Jahres waren es 393,3 Mio. Euro. Davon entfielen 262,2 Mio. Euro auf Lachs: Russland war 2014 nach Polen und Frankreich Norwegens wichtigster Lachsmarkt, weltweit rangiert das Land bei der Spezies auf Platz 4. Trond Davidsen von der Norwegischen Seafood-Föderation (FHL) erwartet zumindest kurzfristig einen leichten Preisrückgang - allerdings sollten sich die Preise wieder stabilisieren, sobald alternative Märkte gefunden sind, meint Davidsen. In Dänemark wartet Peter Bamberger, Direktor des Dänischen Seafood-Verbandes, darauf, wie Russland sich gegenüber Unternehmen aus Grönland, eine autonome Region Dänemarks, verhalten werde. Er verweist aber auf die historisch bewiesene Flexibilität der Branche: "Die Menschen in der Fischerei und der Seafood-Industrie waren schon immer in der Lage Alternativen zu finden."

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