26.05.2021

Munition in der Ostsee: Keine "akuten Probleme für Fischkonsumenten"

Munitionsreste in der Ostsee führen zu einer Belastung von Fischen, die sich in den Versenkungsgebieten aufhalten. Das ist ein Ergebnis eines Forschungsprojektes, das das Thünen-Institut für Fischerei-Ökologie Ende 2020 abgeschlossen hat. Alleine im Salzwasser der deutschen Ostsee liegen noch schätzungsweise 300.000 t konventionelle Kriegsmunition, in der Nordsee ist die Menge mit vermutlich 1,3 Mio. t noch größer. Die Wissenschaftler Dr. Ulrike Kammann, Dr. Daniel Koske und Dipl.-Ing. Nicole Schmidt haben im Rahmen eines Pilotprojektes drei bodenlebende Plattfischarten - Kliesche, Flunder und Scholle - auf Munitionsspuren untersucht. Insgesamt wurden über 200 Plattfische beprobt und ihre Gallenflüssigkeit und Gonaden mittels Flüssigchromatographie mit Massenspektrometrie-Kopplung (HPLC-MS) auf insgesamt sechs Munitionskomponenten untersucht, darunter Trinitrotoluol (TNT) und sein Abbauprodukt (Metabolit) 4-Amino-2,6-Dinitrotoluol.

Dabei wurden in 51 % der Gallenproben aus den Versenkungsgebieten Munitionsspuren nachgewiesen. Bei Fischproben, die zum Vergleich aus anderen unbelasteten Gebieten entnommen worden waren, wurde hingegen nur bei wenigen Exemplaren Belastung gemessen. Da allerdings in den Gonaden und im Filet keine Rückstände gefunden wurden, ziehen die Forscher das Fazit: "Akute Probleme für Fischkonsumenten scheinen unwahrscheinlich." Allerdings könnten die Fische unter der genotoxischen Wirkung des TNT und weiterer Explosivstoffe leiden, das heißt die Stoffe könnten Änderungen im genetischen Material von Zellen auslösen. Als Fazit empfehlen die Thünen-Mitarbeiter, bei einem zukünftigen Monitoring von Fischen in Munitionsversenkungsgebieten in der Ostsee die Gallenflüssigkeit der drei genannten Plattfische als Umweltindikatoren zu nutzen.

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