07.07.2022

Niedersachsen: Weniger Fisch, weniger Muscheln, mehr Speisekrabben

Die niedersächsische Fischerei meldet für das Jahr 2021 einen Rückgang der Gesamtanlandemenge um 900 t oder 14 % auf 5.576 t. Nach Mitteilung des Verbandes der Kleinen Hochsee- und Küstenfischerei im Landesfischereiverband Weser-Ems fischten die 71 aktiven Fischereibetriebe im vergangenen Jahr 2.668 t Speisekrabben (2020: 2.603 t), 1.783 t Frischfisch (2020: 2.090 t) und 1.125 t Miesmuscheln (2020: 1.788 t). Für die Krabbenfischerei war es damit nach 2019 und 2020 das dritte Jahr in Folge, bei dem die Jahresumsätze gut ein Drittel unterhalb des langjährigen Mittels lagen. "Mit durchschnittlich 4,30 Euro/kg fiel der Preis gegenüber dem Vorjahr zwar deutlich höher aus, die Menge konnte aber nur sehr gering gesteigert werden", schreibt der 1. Vorsitzende des LFV, Dirk Sander. Für die Muschelwirtschaft war 2021, geprägt durch ungünstige Wetterverhältnisse, wenig Saatmuscheln und geringen Verkauf, das zehnte Jahr in Folge mit unterdurchschnittlichen Umsätzen. In der Sparte der Kleinen Hochseefischerei ging die Fangmenge wie schon im Vorjahr um gut 15 % zurück.

"Die Ursachen lagen kaum in Quotenkürzungen, vielmehr wirkte die Corona-Pandemie weiter nach und trotz einer vermeintlichen Brexit-Einigung in letzter Minute sind die Auswirkungen des Austritts Großbritanniens aus der EU deutlich spürbar", begründete Dirk Sander den Fangmengenrückgang. Der Quotentransfer an Großbritannien führe im Laufe der kommenden fünf Jahre dazu, dass rund ein Viertel der EU-Flotte keine ausreichenden Fangmöglichkeiten mehr habe. Die von der EU "eiligst zur Verfügung gestellten Hilfsgelder sind auch Mitte 2022 noch nicht bei den Betrieben angekommen, denen mit dem Abkommen mittelfristig 25 % ihrer Erwerbsgrundlage genommen wurde." Die Corona-Soforthilfen, die 2020 viele Fischereibetriebe erhalten hatten, entpuppten sich Ende 2021 für viele nachträglich als Belastung. Der Hintergrund: die Kosten für die Grundsicherung der Arbeitnehmer in den Familienbetrieben waren kein Bestandteil der Förderung. Als einen Lichtblick für die Krabbenfischerei bewertet Sander die Entwicklung einer Ultraschallkrabbenpulmaschine, mit der die Fischer vor Ort frisches Krabbenfleisch für den heimischen Markt erzeugen könnten: "Hierin sehen zumindest die Krabbenfischer einen wichtigen Baustein, um den Bestand der Fischerei langfristig zu sichern."
Der Fischmagazin-Newsletter: Hier kostenlos anmelden
FischMagazin
FischMagazin
Kontakt
  • Kontakt Redaktion
  • Kontakt Anzeigen
  • Kontakt Leserservice

Verlag