24.08.2023

Italien: Blaukrabben bedrohen die Fischwirtschaft

Italiens Fischerei und Fischwirtschaft leidet diesen Sommer unter einer Blaukrabben-Plage, meldet heute die Stuttgarter-Zeitung. Und tatsächlich ist das Auftreten der ursprünglich von der Küste Nord- und Südamerikas stammenden Blauen Schwimmkrabbe (Callinectes sapidus) mehr als ein Aufreger im Sommerloch, bestätigt ein Insider, der das Verkaufsgeschäft in Deutschland für einen der größten Seafood-Exporteure Italiens betreut: "Es ist dramatisch. 3.500 Betriebe sind betroffen." Denn die vermutlich im Ballastwasser von Schiffen ins Mittelmeer eingeschleppte Schwimmkrabbenart richtet Schäden in der Fischerei und der Muschelzucht an. Die Krabben, deren Männchen ausgewachsen zwischen 450 und 900 g wiegen, fressen Venus- und Miesmuscheln und den Nachwuchs der Fische, haben selbst aber kaum Fressfeinde. Ihr Fang wiederum ist nicht einfach, weil die Blaukrabben mit ihren scharfen Scheren Fischernetze zerschneiden können. Besonders betroffen sei derzeit die Adria-Küste und dort die lagunenartige Region im Nordosten Italiens.

Der italienische Landwirtschaftsverband Coldiretti warnt, dass der Umsatz kleiner Fischer in Gefahr sei: "Das Phänomen nimmt in der Tat das Ausmaß einer Naturkatastrophe an, die das Überleben der Fischereiwirtschaft in vielen Regionen bedroht." Der Verband Fedagripesca schätzt nach Angaben der Nachrichtenagentur Ansa, dass in diesem Jahr 50 Prozent der Muschelproduktion durch die Blaukrabbe beeinträchtigt werden. Der Vertreter des italienischen Exporteurs bestätigt, dass Fischer ihm Filme gesendet haben, die leergefressene Muscheln und Körbe voll mit Blaukrabben zeigten. In den sozialen Medien machen sich Gourmets Sorgen, dass beliebte Gerichte wie "Spaghetti alle vongole" von der Speisekarte verschwinden könnten. Anfang August hat nun Italiens Regierung veranlasst, dass 2,9 Mio. Euro in Maßnahmen gegen die Ausbreitung der Krabbenart investiert werden sollen. Ein Ansatz: Die Krabbe selbst soll gegessen werden. An der US-Ostküste und in Griechenland werden die Tiere schon lange befischt. Nun ist auch der zuvor erwähnte Exporteur tätig geworden: "Ich habe bereits Muster geputzter, ausgenommener und vorgekochter Krabben versendet."

Hier finden Sie kurze Filme italienischer Fischer, die die aktuelle Situation dokumentieren: Zum Film, hier ein weiterer Film in deutscher Sprache.
Italien: Blaukrabben bedrohen die Fischwirtschaft
Foto/Grafik: The Children's Museum of Indianapolis/Wikicommons
Die Blaue Schwimmkrabbe richtet schwere Schäden in Italiens Fischerei und Muschelzucht an. Nun wird die invasive, bis zu 900 g wiegende Krabbe verstärkt befischt und vermarktet – auch in Deutschland.
Italien: Blaukrabben bedrohen die Fischwirtschaft
Foto/Grafik: X
Ein italienischer Exporteur bietet die Blaukrabbe geputzt, ausgenommen und vorgekocht an.
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