25.11.2025
Norwegen: "Produktionsfisch" wird offenbar illegal exportiert
Norwegischer Zuchtlachs mit Wunden, Deformationen oder anderen Defekten darf das Land nicht verlassen. Dennoch wird dieser sogenannte "Produktionsfisch" offenbar illegal in größerem Maßstab exportiert, meldet das Portal IntraFish unter Verweis auf eine Untersuchung der norwegischen Rundfunkanstalt NRK.
NRK-Journalisten hatten bei Drehaufnahmen für die dreiteilige Dokumentation "The Salmon Nation" (deutsch: Die Lachs-Nation) bei dem Besuch eines "europäischen Verarbeitungsbetriebes" eine große Anzahl von Fischen mit sichtbaren Hautverletzungen entdeckt – in Kisten, die das Label "superior" trugen. "Das ist eindeutig ein Nährboden für Bakterien. Das können wir an niemanden rausschicken", erklärte ein Mitarbeiter gegenüber NRK. Der Export derartiger Fische ist nach norwegischem Gesetz nicht zulässig. Dieser als "Produktionsfisch" kategorisierte Lachs muss vorher "korrigiert" werden, das heißt Beschädigungen müssen in einem zugelassenen norwegischen Verarbeitungsbetrieb beseitigt werden, bevor die Ware exportiert werden darf. Die NRK-Journalisten hätten in dem europäischen Betrieb über zwei Tage zahlreiche Lachskisten geöffnet: In fast jedem Fall hätten Lachse oder Lachsfilets, die als "Superior-" oder "Standard-Qualität" gelabelt waren, Zeichen von Verletzungen und Schäden aufgewiesen.
NRK hatte den Zutritt zu dem Produktionsbetrieb allerdings unter der Voraussetzung erhalten, dass weder der Name der Fabrik noch die Namen der norwegischen Lieferanten offenbart würden. Sie teilten jedoch mit, dass der Fisch, den sie gesehen hatten, aus fünf verschiedenen Fabriken stammte. Insofern seien die Medienvertreter nicht in der Lage gewesen, die norwegischen Lachsunternehmen mit den Befunden zu konfrontieren. Vertreter der norwegischen Fischwirtschaft kommentierten, dass derartige Praktiken der gesamten Branche schaden würden, insbesondere den seriösen Akteuren. Auch Norwegens Zollbehörden äußerten sich zu dem Thema. "Dabei geht es um riesige Geldsummen", meint Kenneth Rastad, Abteilungsleiter beim norwegischen Zoll in Bergen: "Angesichts dieser Zahlen können wir das nicht als einfachen Betrug abtun. Es handelt sich um eine Straftat – und möglicherweise um organisierte Kriminalität."
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