06.09.2011

China: „Flusskrebse um 75 Prozent teurer“

Schlechte Witterungsbedingungen im Osten Chinas haben die diesjährige Flusskrebs-Ernte derart beeinträchtigt, dass die Exporte nach Europa und in die USA so gering ausfallen dürften wie seit 20 Jahren nicht mehr. Mit dieser Prognose zitiert das Portal Seafood Source Alain Schmit, den Geschäftsführer von Crawfresh Import. Der Luxemburger gilt als größter europäischer Importeur von Chinesischen Krebsen bzw. Louisiana-Flusskrebsen (Procambarus clarkii) und besucht regelmäßig zur Erntesaison die vier chinesischen Provinzen Hubei, Anhui, Jiangxi und Jiangsu. „Mein Eindruck ist, dass dort nicht nur bis Ende Mai die schlimmste Trockenheit seit 70 Jahren geherrscht hat, sondern auch im Juni die schlimmsten Überschwemmungen seit 50 Jahren und die schlimmste Situation bei der Flusskrebs-Produktion seit 20 Jahren,“ erklärte Schmit. Nachdem die Produktion schon 2010 etwa 13 Prozent unter dem Ergebnis von 2009 gelegen habe, werde sie im laufenden Jahr bei nur 30 bis 35 Prozent der Vorjahresmenge liegen. „2010 wurden 9.269 Tonnen Flusskrebsschwänze nach Europa verkauft, während die gegenwärtige Kalkulation für dieses Jahr von 3.000 Tonnen ausgeht, eventuell von bis zu 4.000 Tonnen, wenn sich das inzwischen bessere Wetter halte“, schätzt der Importeur. Weitere 500 bis 700 Tonnen Schwänze mit Fett werden in die USA exportiert.

Das wichtigste Flusskrebs-Produkt aus China sind gekochte und geschälte Schwänze. Hauptmarkt für dieses Produkt ist die Europäische Union, während der US-Markt Schwänze mit „Fett“ - dem Fleisch zwischen Kopf und Körper des Tieres, das die Europäer nicht wollen - bevorzugt. In China gebe es 49 Flusskrebs-Verarbeiter mit EU-Exportlizenz, von denen jedoch nur 25 bis 27 aktiv nach Europa verkaufen, sagt Schmit. Crawfresh kauft von Schälbetrieben in den Provinzen Jiangsu, Zhejiang, Hubei und Xiamen. In einem Büro in Nanjing beschäftigt Crawfresh drei chinesische Qualitätskontrolleure und einen europäischen QS-Mitarbeiter. Die Container mit den gefrorenen Flusskrebs-Schwänzen werden in die Niederlande verschifft, von wo die Ware in den Benelux-Ländern, Frankreich, Deutschland, Schweden, Dänemark, Großbritannien und Italien verkauft wird. Hauptmarkt für Flusskrebsschwänze in Europa sei Frankreich, aber, meint Schmit, „Deutschland hat das größte Wachstumspotential“. Angesichts der geschilderten Rohwaren-Situation liege der Preis gegenüber 8,- USD/kg unverzollt in diesem Jahr bei 14,- USD/kg. Ein Problem sei jedoch die rapide wachsende Binnennachfrage in China: „Während bislang lebende Flusskrebse in chinesischen Restaurants verkauft wurden, bieten die Supermärkte in Peking jetzt auch gefrorene Schwänze an. Wenn das erfolgreich ist, werden sie in Supermärkten in ganz China verkauft und dann wird wenig für den Export übrig bleiben.“
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