08.02.2012

Großbritannien: Konventionelle Shrimps als BAP-zertifizierte verkauft

Der britische Lieferant Cumbrian Seafoods hat an den dortigen Lebensmittelhandel Garnelen als BAP-zertifizierte Ware verkauft, obgleich die Shrimps aus Zuchten stammten, die nicht nach Best Aquaculture Practices (BAP) zertifiziert waren. Das behauptet das Portal IntraFish unter Verweis auf eine Informationsquelle, die dem jetzigen Eigner Lion Capital nahe stehe. Ein Sprecher von Young’s Seafood, dessen Private Equity-Eigentümer Cumbrian Seafood im Dezember 2011 aus der Insolvenz übernommen hatte, bestätigte, dass Cumbrian nicht zertifizierte Shrimps als BAP-zertifizierte „verkauft haben könnte“. Im November 2010 hatte Cumbrian mitgeteilt, als erster in Großbritannien BAP-Shrimps anzubieten und belieferte zunächst den britischen LEH-Filialisten Asda, nach Walmart die zweitgrößte Supermarktkette der Welt. Nach Angaben des Informanten sei die Falschetikettierung bei Cumbrian bewusst erfolgt, als der Lieferant für Warmwassergarnelen die Nachfrage des Importeurs nach BAP-Ware nicht befriedigen konnte. „Höchstwahrscheinlich“ stammten diese Garnelen aus Thailand.

Ein Sprecher von Young’s wollte sich zu Details der mutmaßlichen Warenunterschiebung nicht äußern, erklärte jedoch, dass man in puncto Qualität und verantwortungsbewusstem Einkauf keine Kompromisse eingehe. Schon im Dezember hatte Young’s mindestens drei leitende Mitarbeiter vom Cumbrian Seafood’s-Standort in Border Lair entlassen, wobei mindestens in einem Fall die in Rede stehende Untersuchung den Ausschlag gegeben habe. Der Vorfall sei nicht das einzige Problem gewesen, dass Cumbrian bei der LEH-Belieferung hatte. Ein Grund für die Insolvenz sei beispielsweise der Nachweis von verbotenen wasserbindenden Substanzen in Pangasius, heißt es in einem Bericht des Insolvenzverwalters Pricewaterhouse Coopers (PwC). Dadurch habe Cumbrian 2011 Verluste in Höhe von 13,3 Mio. Euro erlitten. Graham Anderson, der frühere Einkaufsleiter der Gruppe, war entlassen worden, weil mehrere Fischfrikadellen-Produkte für den britischen LEH „fehlerhafte Spezifikationen“ besaßen. Besonders pikant ist, dass Cumbrian Seafood im Oktober 2010 der Presse mitgeteilt hatte, dank eines innovativen Systems zur Rückverfolgbarkeit des US-amerikanischen Anbieters Trace Register im Bereich Traceability führend zu sein.
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