15.10.2013

Beifang: Fischer und Fischereiverband streiten über Kameraüberwachung

Mit ihrer Fischereireform will die Europäische Union ab 2014 schrittweise das Rückwurfverbot für Beifang einführen, zunächst für Schwarmfische in Nord- und Ostsee, dann für Grundfische wie Seelachs und Kabeljau, schließlich für Plattfische. Nach Meinung der EU-Experten gibt es nur einen Weg, die Einhaltung des Verbots wirksam zu kontrollieren: mit Überwachungskameras an Bord. Viele deutsche Fischer akzeptieren diese Maßnahme, doch der Deutsche Fischerei-Verband (DFV) stemmt sich dagegen, schreibt das Hamburger Abendblatt. "Es gibt einen Verbandsbeschluss, der besagt, dass die deutsche Fischerei Kameras auf Fischkuttern massiv ablehnt", sagt Dr. Peter Breckling, Generalsekretär des DFV. Seine Argumente: der Aufwand sei zu hoch, Kameras böten keine sichere Kontrolle und verstießen gegen die Menschenwürde. Für Kameras an Bord ist hingegen der größte deutsche Fangquoten-Inhaber, die Erzeugergemeinschaft Kutterfisch. Ihre Fangschiffe halten 60 Prozent der deutschen Küstenfischerei-Quoten. Rund 600 Fischer arbeiten in der Genossenschaft, ihre Boote sind in Cuxhaven, Kiel, Sassnitz, Travemünde und auf Fehmarn beheimatet.

"Wir haben nichts zu verbergen", sagt Geschäftsführungsmitglied Kai-Arne Schmidt. Und Dr. Uwe Richter, Geschäftsführer der Euro-Baltic Fischverarbeitung in Sassnitz/Rügen, meint: "Wenn der Rückwurf von Beifang wirksam kontrolliert werden soll, wird kein Weg an Kameras vorbeiführen." Allerdings fordert er auch, dass "unser Beruf […] nicht kriminalisiert werden" dürfe. Derartigen Bedenken begegnet Dr. Christopher Zimmermann, stellvertretender Leiter des Thünen-Instituts in Rostock. Er schlägt vor, die Aufnahmen automatisch derart zu verändern, dass die Gesichter einzelner Personen nicht mehr zu erkennen sind. Das Thünen-Institut wertet die Filme aus. Gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut und einer IT-Firma arbeiten die Forscher an einer Software, die erkennen soll, wann auf dem Video Fisch über Bord geworfen wird und den Film dann automatisch anhält. Das würde die Sichtung des Kontrollmaterials erheblich einfacher gestalten. Den Wissenschaftlern des Thünen-Instituts geht die EU-Überwachung allerdings nicht weit genug. Zimmermann kritisiert "zu viele Ausnahmen": "Ganze Regionen wie das Mittelmeer oder das Schwarze Meer bleiben anfangs außen vor." Außerdem betreffe das Verbot nur Fische, für die es eine Quote gibt. "Doch die Hälfte der Fischarten in der Ostsee fällt nicht unter eine Fangquote. Sie sind weiterhin nicht geschützt."

Lesen Sie hierzu auch im FischMagazin-Archiv:
02.09.2009   Dänemark: Kameras an Bord reduzieren Beifang und Überfischung
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