22.07.2019

Thunfisch: Europaweiter Betrug mit "frischem Thunfisch"

Die Polizeibehörden Europol und Interpol gehen in Kooperation mit der EU-Kommission gegen kriminelle Netzwerke vor, die Thunfisch in Konservenqualität als Frischware handeln, melden die Undercurrent News. Im Rahmen der seit dem Jahre 2011 laufenden "OPSON-Operationen" zur Bekämpfung von Lebensmittelbetrug haben die Strafverfolgungsbehörden zahlreiche Fälle aufgedeckt, in denen nicht hinreichend gekühlter Thunfisch mit Antioxidationsmitteln wie Ascorbinsäure behandelt und als Sushi- und Sashimi-Qualität verkauft wurde und weiterhin wird. Aktuell zitierte die englische Tageszeitung "The Times" den Leiter der schottischen Abteilung für Lebensmittelkriminalität und -vorfälle, Ron McNaughton, mit der Schätzung, dass europäische Verbraucher jährlich rund 200 Mio. Euro für Thunfisch geringerer Qualität, der als Premium-Ware verkauft wird, ausgeben. Bei der laufenden Aktion wurden bislang 51 Tonnen gefrorener Thunfisch beschlagnahmt, und zwar vor allem in Spanien. Es sollen jedoch Akteure in neun Staaten beteiligt sein, und zwar außerdem in Italien, Frankreich, Dänemark, Portugal, den Niederlanden, Großbritannien, Schweden und Ungarn.

Bereits im vergangenen Jahr hatten die Behörden ermittelt, dass die Fangschiffe im Atlantik ihre Fänge nur in Salzlake bei -9 ºC lagern, statt den Fisch, wie vom Gesetzgeber seit geraumer Zeit gefordert, bei unter -18 ºC zu frosten. Bei der Überprüfung von 85 Fischereischiffen sei ein extrem hohes Maß an fehlender Transparenz und nicht verlässlicher Dokumentation festgestellt worden, schrieb das Portal IntraFish bereits im Mai diesen Jahres. Da die Schiffe die geforderte Temperatur in der Regel weder haben erreichen geschweige denn haben halten können, hätte der Thun ausschließlich an die Konservenindustrie abgegeben werden dürfen. Stattdessen behandelten die Unternehmen das Thunfischfleisch nach dem Auftauen mit Antioxidantien, die zwar grundsätzlich zugelassen seien, jedoch nicht in der von den Beschuldigten verwendeten sehr hohen Dosis. Ziel sei es, schrieben die Undercurrent News schon im August 2018, dem Thun den Anschein eines frischen Produktes zu verleihen. So konnte Fisch mit einem Marktwert von nicht einmal 3,- Euro für bis zu 14,- Euro/kg als frisch verkauft werden.

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