31.07.2014

China: Garnelen-Aquakultur schädigt Seegraswiesen

Seegraswiesen spielen im globalen Kohlenstoffkreislauf eine außerordentlich wichtige Rolle als Kohlenstoffsenke, dienen als Kinderstube einer großen Zahl wirtschaftlich wichtiger Fisch- und Schalentiere und sind eine Futterquelle für große Meerestiere wie Schildkröten und Seekühe. Die Seegraswiesen in chinesischen Küstengewässern leiden jedoch unter den Auswirkungen intensiver Aquakultur. Diese Erkenntnis gewannen Wissenschaftler vom Leibniz-Zentrum für Marine Tropenökologie (ZMT) in Bremen im Rahmen eines deutsch-chinesischen Kooperationsprojektes, dessen Forschungsergebnisse im Marine Pollution Bulletin veröffentlicht wurden, teilte das ZMT gestern mit. Das Team von deutschen und chinesischen Wissenschaftlern hatte auf der tropischen Inseln Hainan Seegraswiesen in Küstengebieten untersucht, die unterschiedlich stark mit Garnelenteichen durchsetzt waren. "Wir konnten den Weg der Abwässer aus den Zuchtteichen bis ins Zellgewebe der Seegräser einige Kilometer vor der Küste verfolgen", sagt ZMT-Projektleiter Dr. Tim Jennerjahn.

Während zweier Expeditionen in den Jahren 2008 und 2009 stellten die Forscher mit steigender Anzahl der Zuchtteiche eine zunehmende Schädigung der Seegräser fest. Die Wuchsdichte nahm ab, die Artenvielfalt der Gräser sank und an stark belasteten Orten war der Seegrasbewuchs ganz zurückgegangen. Die Forscher fanden eine große Menge an Schwebstoffen im Meer vor der Küste: organisches Material und Sedimente aus dem Hinterland, dazu Nahrungsabfälle und Exkremente der Zuchttiere aus den Teichen. Den Seegräsern nahmen sie das lebenswichtige Sonnenlicht. Kleinalgen, die als Epiphyten auf den Gräsern wachsen, hatten sich durch das Überangebot an Nährstoffen rapide vermehrt. "Wie ein dichter Teppich überzogen sie die Gräser und beschatteten sie", beschreibt die Meeresökologin Dr. Lucia Herbeck vom ZMT ihre Beobachtungen. Die Wissenschaftler konnten außerdem nachweisen, dass die Seegräser giftigen Schwefelverbindungen ausgesetzt sind, deren Bildung durch Aquakulturabfälle angekurbelt wird. Durch den Rückgang des Seegraswiesenbestandes von jährlich 7 Prozent ist die Artenvielfalt in tropischen Küstengebieten akut bedroht, meinen die Forscher. In den kommenden Jahren will das ZMT daher seine Untersuchungen zur Reaktion der Seegraswiesen auf Umweltveränderungen intensivieren.

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