14.07.2015

Störkaviar: Falscher Kaviar aus Bulgarien und Rumänien

Ein erheblicher Teil des in Bulgarien und Rumänien angebotenen Störkaviars wird mit falschem Etikett verkauft oder ist sogar gefälscht. Das fanden Forscher des Berliner Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) und des WWF Österreich bei einer Marktuntersuchung heraus und publizierten ihre Ergebnisse jetzt in dem wissenschaftlichen Fachmagazin Journal of Applied Ichthyology. Demnach ergaben die Analysen von 27 Kaviarproben aus Rumänien und Bulgarien eine unerwartet hohe Zahl an Dosen mit falschem oder ohne jegliches Etikett. Laut Gesetz müssen alle Störkaviargläser und -dosen durch einen universellen Etikettierungscode gekennzeichnet sein, der die wichtigsten Informationen über die Herkunft des Kaviars angibt, wie Störart, Aquakultur oder Wildfang und das Herkunftsland. In sieben Fällen wurde der Kaviar jedoch ohne Etikett von Straßenverkäufern oder in Geschäften verkauft. Genetische Analysen aller Kaviarproben ergaben, dass bei den etikettierten Dosen lediglich zehn Proben mit der angegebenen Art übereinstimmten.

Vier Proben enthielten Kaviar von einer anderen bzw. mehreren nicht auf dem Label genannten Störarten. Bei mindestens einer der falsch etikettierten Dosen wurde der Kaviar von einer preiswerteren zu einer teureren Art aufgewertet. Sechs Proben waren gefälscht. Drei dieser Fälschungen enthielten überhaupt keine tierische DNA und wurden wohl gänzlich künstlich erzeugt. Eine Probe stammte vom Seehasen (Cyclopterus lumpus). Die anderen beiden Fälschungen sind höchst wahrscheinlich aus Störfleisch hergestellt. "Besonders besorgniserregend für den Schutz der Störe waren vier Proben, die im Restaurant oder von Straßenverkäufern explizit als Kaviar von wilden Donau-Stören angegeben wurden. Die Fische wurden also illegal gefangen", sagt Dr. Arne Ludwig, wissenschaftlicher Mitarbeiter beim IZW. Der Kaviar stammte von dem stark gefährdeten Beluga-Stör (Huso huso), dessen Population im Donaudelta wahrscheinlich kurz vor dem Aussterben steht. Ludwig plädiert daher dafür, DNA-Kontrollen von Kaviar intensiver durchzuführen und dabei auch Dosen mit scheinbar korrektem Etikett einzubeziehen.

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