01.12.2020

20 Jahre MSC: "Ringen um die Balance zwischen Schutz und Nutzung"

Vor 20 Jahren wurde mit einer australischen Langustenfischerei die erste Fischerei überhaupt mit einem MSC-Zertifikat für nachhaltigen Fischfang ausgezeichnet. Inzwischen dürfen mehr als 400 Fischereien in 52 Ländern weltweit ihren Fang mit dem MSC-Siegel kennzeichnen, weitere 89 befinden sich im Bewertungsprozess. Mehr als 45.000 Unternehmen rund um den Globus haben MSC-zertifizierten Fisch und Meeresfrüchte in ihr Angebot aufgenommen, mehr als 19.000 Produkte tragen das MSC-Siegel. Weltweiter Spitzenreiter beim Angebot MSC-zertifizierter Produkte ist Deutschland. Dennoch sind bislang nur 15 Prozent der globalen Fangmenge MSC-zertifiziert. "Der MSC ist quasi ein Scheinriese", sagt Stefanie Kirse, Leiterin des MSC für den deutschsprachigen Raum. Zwar steige der Anteil der überfischten Bestände, andererseits stammten laut FAO-Bericht "State of World Fisheries and Aquaculture" 78,7 Prozent aller angelandeten Fische aus gesunden Beständen.

Verbesserungen durch das MSC-Programm seien insbesondere auf der Nordhalbkugel zu beobachten. "Der Abwärtstrend in den Meeren der Südhalbkugel ist noch nicht gestoppt", betont Kirse, "daher liegt ein Schwerpunkt unserer Arbeit in den kommenden Jahren auf der Unterstützung von Fischereien aus diesen Regionen." Die Strukturen und Prozesse des MSC sollen so weiterentwickelt werden, dass mehr Fischereien, insbesondere aus dem globalen Süden, am MSC-Programm teilhaben können. Fischereien in Entwicklungsländern, vor allem kleinere Fischereien, stehen in Bezug auf eine Nachhaltigkeitszertifizierung vor besonderen Herausforderungen: ein Mangel an empirischen Daten zum Beispiel über die befischten Bestände, institutionelle Schwächen und finanzielle Beschränkungen. Auf den Vorwurf einiger NGOs, die MSC-Kriterien seien zu lasch und als Messlatte für Nachhaltigkeit zu niedrig angesetzt, entgegnet Stefanie Kirse: "Die Herausforderung liegt darin, die Anforderungen an nachhaltigen Fischfang zugleich wirksam und erfüllbar zu gestalten." Außerdem unterscheide sich die Herangehensweise des MSC zum Teil grundlegend von anderen Umweltorganisationen, die den reinen Schutzgedanken der Ressource in den Vordergrund stellen: "Das Ziel des MSC ist die Nutzung mariner Ressourcen unter Einhaltung strenger Nachhaltigkeitsanforderungen."

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