Der Stundenlohn für Beschäftigte in der dänischen Lebensmittelndustrie ist doppelt so hoch wie jener für Arbeitskräfte in Deutschland. Darauf weist die Königliche Dänische Botschaft in Berlin hin. Während eine ungelernte Fachkraft im Lebensmittelsektor in Deutschland nach Angaben der Universität Kopenhagen im Schnitt 9,39 Euro (70,- DKK) Stundenlohn erhalte, liege der Lohn in Dänemark bei etwa 18,78 Euro (140,- DKK). Außerdem sei die Transportlogistik in Deutschland billiger. Immer mehr dänische Unternehmen verlagerten deshalb Arbeitsplätze ins Ausland und automatisierten die verbliebenen Anlagen, sagt Niels Westergaard-Nielsen, Professor für Betriebswirtschaftslehre an der Universität Aarhus. Ein aktuelles Beispiel aus der Fischwirtschaft ist die dänische Räucherei Vega Salmon, die in Handewitt bei Flensburg eine neue Produktion errichtet. Bei Zugrundelegen der genannten Lohndifferenz und einer Monatsarbeitszeit von 172 Stunden liegen die Lohnkosten für einen Produktionsmitarbeiter in Deutschland 1.600,- Euro/Monat niedriger als im nördlichen Nachbarland. Bei 150 Mitarbeitern summiert sich dies auf eine Differenz von 2,9 Mio. Euro pro Jahr.
Die Krabbenfischer an der Nordsee haben Ende Mai ihren Fangstopp nach mehr als vier Wochen mehrheitlich beendet. Die meisten Kutter der Erzeugergemeinschaften aus Deutschland und den Niederlanden seien wieder unterwegs, zitierte das Hamburger Abendblatt Dirk Sander vom Landesfischereiverband Weser-Ems. Zuvor sei mit dem Handel ein Marktpreis von 2,50 Euro vereinbart worden, der wöchentlich um 10 Cent bis auf einen Kilopreis von 3,- Euro steigen solle. Außerdem wurde die Fangmenge für die erste Woche auf 1.500 Kilo pro Kutter begrenzt. Dr. Peter Breckling, Geschäftsführer des Deutschen Fischerei-Verbandes, wertete das Ergebnis „als großen Erfolg für die Fischer“. Doch die Fischer sind weiterhin bestrebt, ihre finanzielle Situation auch langfristig abzusichern. Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CDU) hatte zuletzt angekündigt, für dieses Jahr die Zahl der prämienbegünstigten Stilliegetage von 40 auf 50 Tage anzuheben. Niedersachsens Landesregierung hatte zugesichert, die Kosten für die Nachrüstung der elektronischen Logbücher in Höhe von insgesamt 375.000 Euro für alle 125 Krabbenkutter zu übernehmen.
Der dänische Weißfisch-Verarbeiter A. Espersen will bis zu 6 Mio. Euro investieren, um seinen Betrieb im polnischen Koszalin zu modernsieren. 2009 hatte Espersen in seiner kleineren Fabrik in Litauen neue Linien installiert, jetzt soll ein ähnliches Vorhaben im größeren polnischen Betrieb umgesetzt werden, teilte Geschäftsführer Klaus Nielsen mit. In Polen werden Kabeljau und Schellfisch geschnitten, die zur Hälfte aus der Ostsee, zur Hälfte aus anderen Provenienzen stammen.
Die Fischrestaurant-Kette Nordsee hat einen neuen Logistik-Partner (siehe Nachricht vom 20. Mai) und „erweitert im Rahmen der strategischen Unternehmesentwicklung ihre Partnerstruktur“. Dies gilt vor allem für die Tiefkühl- und Nonfood-Logistik, die nach Auslaufen des aktuellen Vertrages Ende Januar 2012 von Havi Logistics übernommen wird. Deutsche See drohen durch diese Entscheidung nach Angaben der Lebensmittel Zeitung hohe Einbußen, die etwa 70 Millionen Euro vom Gesamtumsatz (zuletzt 420 Mio. Euro) ausmachen. Nicht betroffen ist die Versorgung der Nordsee-Filialen mit Frisch- und Räucherfisch sowie Feinkost, die bei der Deutschen See verbleibt. Der Großhandel aus Bremerhaven wird mit seinem bisher größten Kunden künftig nur noch 30 bis 35 Millionen Euro umsetzen, schreibt die LZ. Gegenüber der Zeitung kündigte Geschäftsführer Egbert Miebach tiefgreifende Restrukturierungen in den bundesweit 23 Niederlassungen an, die sowohl den Fuhrpark als auch das Personal betreffen. Bis zu einem Sechstel der insgesamt 1.800 Arbeitsplätze sollen bis Ende Januar 2012 abgebaut werden. In den nächsten Wochen soll ein Sozialplan dafür ausgearbeitet werden.
Die dänische Lachsräucherei Vega Salmon will ihre bislang dezentrale Produktion in einem Großbetrieb zusammenführen. Gestern erfolgte der erste Spatenstich für die neue Fabrik, die in Handewitt bei Flensburg mit einem Investitionsvolumen von 20 Mio. Euro errichtet wird. Auf einer Fläche von 11.000 Quadratmetern entsteht eine Räucherei, die im Schnitt zunächst 150 Menschen beschäftigen soll, langfristig bis zu 200. Für die strukturschwache Region sei die Ansiedlung „ein tolles Signal“, urteilte Dr. Tamara Zieschang, Staatssekretärin im schleswig-holsteinischen Wirtschaftsministerium. Norddeutsche Politik und Verwaltung waren bei der Auftaktveranstaltung stark vertreten: neben dem Landrat des Kreises Schleswig-Flensburg, Bogislav-Tessen von Gerlach, waren der Oberbürgermeister von Flensburg, Simon Faber, und der Bürgermeister von Handewitt, Arthur Christiansen, anwesend.
Die Büsumer Fischerei-Gesellschaft im schleswig-holsteinischen Wöhrden (Kreis Dithmarschen) wird zum 30. November dieses Jahres geschlossen, meldet die Norddeutsche Rundschau. Die Muttergesellschaft Heiploeg will die dort abgefüllten Krusten- und Schalentiere in Zukunft am Hauptsitz im holländischen Zoutkamp verarbeiten, heißt es als Begründung. In Wöhrden verlieren etwa 80 Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz – „für das strukturschwache Dithmarschen ... ein harter Schlag“, meint die Rundschau. Die Krabben-Sortierung am Büsumer Hafen mit ihren 15 Mitarbeitern solle jedoch erhalten bleiben. In den vergangenen Wochen hatte Heiploeg bereits seine Betriebe in Husum und Cuxhaven und seine Krabben-Annahmestelle im dänischen Havneby auf der Insel Römö geschlossen. Heiploeg gehört seit März 2006 dem niederländischen Investmentfund Guilde Buy-Out.
In Cuxhaven steht erneut ein Betrieb für die maschinelle Schälung von Nordseekrabben vor der Inbetriebnahme. Die Fedderwardersieler Fischerei-Genossenschaft Butjadingen und ein nicht genannter „Investor aus Bremerhaven“ sind Gesellschafter des Schälzentrums Nordwest in der Präsident-Herwig-Straße. Geschäftsführer ist Dennis Westphal (38), der auch die FG Butjadingen führt. Das neue Schälzentrum unterscheide sich in Größe und Struktur deutlich von jenem Unternehmen, das im Januar hatte Insolvenz anmelden müssen, zitiert die Nordwest-Zeitung Westphal. Der Betrieb ist Untermieter beim Fischereibetrieb de Rousant, einem Hauptgeschäftspartner der Genossenschaft. Pro Woche sollen drei Tonnen Krabben mit vier Schälmaschinen zu einer Tonne Fleisch veredelt werden. Dazu würden neben einem Produktionsleiter zehn Mitarbeiter im Ein-Schicht-Betrieb beschäftigt. Geschält werden vor allem Fänge der Butjadinger Krabbenfischer. Diese landen im Jahr 400 bis 500 Tonnen in Fedderwardersiel an. Ein Drittel wird unverarbeitet an den Handel und Endverbraucher verkauft, die übrigen zwei Drittel wurden bislang in einem westpolnischen Lohnbetrieb von Hand geschält. Jetzt kann die Schälung wieder in Deutschland erfolgen. Ein Vorteil der neuen Unternehmensstruktur, so Westphal: das Geld müsse nicht mit dem Schälen, sondern mit dem Endprodukt verdient werden. Die Verarbeitung im Schälzentrum sei Voraussetzung dafür, dass die Genossenschaft für einen Teil ihres Krabbenfleischs ein Frische- und Qualitätsversprechen geben kann.
Europas Verbraucher haben in den ersten drei Monaten 2011 weniger Räucherlachs gekauft als im 1. Quartal 2011, teilt Marktführer Morpol mit, heißt es bei IntraFish. Zu einer generell schwachen Nachfrage seit Jahresbeginn komme das in diesem Jahr kalendarisch späte Osterfest, das 2011 drei Wochen früher gelegen hatte. Insgesamt verkaufte Morpol 15.724 Tonnen Lachs, drei Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. In Deutschland, Morpols Hauptmarkt, fiel der Rückgang bei geräuchertem und mariniertem Lachs mit drei Prozent vergleichsweise moderat aus. In Großbritannien beispielsweise notierte der polnische Räucherer ein Minus von 20,2 Prozent auf Basis Volumen sowie 10,2 Prozent nach Wert. Der italienische LEH verkaufte 3,9 Prozent weniger, Frankreichs Hyper-, Super- und Discount-Märkte setzten 2,4 Prozent weniger ab, nach Wert ein Rückgang um 2,3 Prozent. Allerdings, so betont das Unternehmen, habe man seit Anfang 2011 die Priorität auch nicht auf Wachstum gelegt, sondern darauf, sich wieder in die Gewinnzone zu bewegen.
Die Nordsee lässt sich in Zukunft nicht nur von Deutsche See mit frischem Fisch und Meeresfrüchten beliefern, sondern „erweitert im Rahmen der strategischen Unternehmensentwicklung ihre Partnerstruktur in den Bereichen Logistik und Einkauf“, heißt es in einer Unternehmensmitteilung. Zukünftig werde mit HAVI Logistics ein international operierender System-Gastronomie-Logistiker das Warenmanagement für Nordsee übernehmen. Damit stärke Nordsee die Versorgung ihres existierenden Filialgeschäfts und schaffe die Strukturen für die weitere nationale und internationale Expansion. HAVI arbeitet beispielsweise auch für McDonald’s, deren Restaurants mit Lkw angefahren werden, die mit ihren drei Temperaturzonen Tk- und Frischware ebenso wie Verpackungen und Verbrauchsmaterialien transportieren. In Europa beliefert HAVI Logistics über 48 Distributionszentren fast 7.000 Lieferpunkte. 2010 wurden mit 652 Lkw mehr als 2,3 Millionen Tonnen Ware oder 330 Millionen Boxen ausgeliefert. Die Nordsee betreibt über 410 Filialen in neun europäischen Ländern sowie in Dubai. Zuletzt erwirtschafteten die rund 6.000 Mitarbeiter einen Jahresumsatz von 354 Mio. Euro.
Die Fischerei auf die ‚Manx Queenies’, jene berühmten Kleinen Pilgermuscheln von der britischen Isle of Man, dürfen seit Anfang der Woche das Label des Marine Stewardship (MSC) für Nachhaltigkeit und gutes Management tragen. Das Zertifikat wurde im Rahmen eines Abendessens mit Branchenvertretern in der Fishmonger’s Hall im Zentrum von London verliehen. Die ‚Queenies’ (Aequipecten opercularis) werden von einer Tagesfischerei mit Schleppnetzen gefischt. Eine zweite Fischerei, die Harken verwendet, wurde nicht zertifiziert und wird aus dem MSC-Programm ausscheiden. Die Kleine Pilgermuschel ist mit einem Durchmesser von durchschnittlich fünf Zentimetern vergleichsweise klein und kurzlebig. Obwohl eine Muschel, können die ausgewachsenen Pilgermuscheln auch schwimmen. Während der Sommermonate fischen bis zu 25 Boote auf ‚Manx Queenies’ und landen rund 2.000 Tonnen (2007) an, die in vier Betrieben auf der Inseln manuell verarbeitet werden. Köche schätzen ihr Fleisch, die farbenfrohen Schalen werden gerne als Schmuck verwendet. Alljährlich wird auf der Isle of Man das dreitägige ‚Queenie Festival’ gefeiert, in diesem Jahr vom 1. bis 3. Juli.