02.09.2025
Ostseefischerei: Weitere Kürzungen würden Küstenfischerei "abwürgen"
Zum Schutz des Herings in der westlichen Ostsee hat die EU-Kommission vorgeschlagen, die bestehende Ausnahmeregelung vom Fangverbot zu beenden. Insgesamt sollen sich die Fangmöglichkeiten für fast alle Fischbestände im nächsten Jahr deutlich verringern. Mecklenburg-Vorpommerns Agrar- und Umweltminister Dr. Till Backhaus erteilt den Kommissionsvorschlägen eine Absage: "Die Kommission droht, auch noch den letzten Rest der kleinen Küstenfischerei in der Ostsee plattzumachen. Vernünftige Gründe dafür hat sie aber nicht. Schon jetzt sind die Quoten für unsere Fischer so gering, dass eine weitere Kürzung keine Auswirkungen auf die Bestände hätte."
So wurde die deutsche "Miniquote" für den Hering von 435 Tonnen im letzten Jahr nur zu Hälfte – knapp 200 Tonnen – ausgefischt, weil die Fangmenge zu gering sei, um hiermit größere Saisonfänge zu erzielen, die dann zentral etwa nach Dänemark vermarktet werden könnten. Backhaus: "Der genannten Quote entsprechen gerade mal circa 12 Lkw-Transporte. Früher fuhr in Freest jeden Tag ein 40-Tonnen-Lkw mit frischem Hering vom Hof." Entsprechend würden die gefangenen Mengen lokal vermarktet, meistens durch die Fischer selbst, und durch Frostung über's Jahr gestreckt, um in der Feriensaison eigenen Hering anbieten zu können. Dr. Backhaus empfiehlt, "die wirklich entscheidenden Aktivitäten in der Nordsee zu reglementieren", aber: "Norwegen sitzt hier am längeren Hebel."
Till Backhaus kritisierte auch die angedachte Streichung der Beifangquote für den Dorsch. Im Rahmen einer Zielfischerei würden inzwischen keine Dorsche mehr in der Ostsee gefangen. So weise die Fangstatistik der BLE Stand 15. August 2025 gerade noch 3,3 Tonnen Dorsch für die gesamte westliche Ostsee aus bei einer Beifangquote von 57 Tonnen. In der zentralen und östlichen Ostsee seien noch 4,3 Tonnen Dorsch gefangen worden, während sich die Beifangquote auf 39 Tonnen belief. "Wie das Thünen-Institut Ostseefischerei immer wieder feststellt, erreicht die fischereiliche Sterblichkeit beim Dorsch inzwischen nur noch einen verschwindend geringen Bruchteil der Gesamtsterblichkeit und ist für die Bestandsentwicklung auf dem gegenwärtigen Niveau völlig irrelevant." Dennoch bräuchte die Fischerei auf andere Arten wie Plattfische weiterhin diese Dorsch-Beifangquote. Würde diese nach dem Prinzip der relativen Stabilität bei einigen Betrieben auf unter 10 Kilogramm fallen, wäre eine planmäßige sinnvolle Fischerei auf Plattfisch nicht mehr möglich. Für die Sprotte soll die Ostsee-Quote um knapp 2 Prozent auf 8.718 Tonnen (2025: 8.569 Tonnen) steigen. Diese Quote ist für die letzten drei größeren Schleppnetzkutter MV mit Heimathafen Sassnitz bedeutsam, weil diese nach wie vor keinen Heringsfang betreiben dürfen.
Der Fischmagazin-Newsletter: Hier kostenlos anmelden