20.06.2014

Thailand: "Hätten Leben retten können, wählen aber Sensationsmache"

Thailändische Regierungsvertreter werfen der britischen Zeitung "The Guardian" vor, mit ihrem Wissen hätten die Journalisten Leben retten können, stattdessen hätten sie "ihre Arbeit schlicht dafür genutzt, Zeitungen zu verkaufen und mehr Online-Abonnenten zu gewinnen". Das Portal IntraFish hatte die Vorwürfe des Menschenhandels in der Fischerei des Landes zum Anlass genommen für ein Interview mit einem führenden Mitarbeiter im thailändischen Außenministerium. Songsak Saichuea ist Generalbevollmächtiger für amerikanische und südpazifische Angelegenheiten. "Die vom 'Guardian' gelieferte Information zeichnet kein exaktes Bild der aktuellen Situation des Menschenhandels in Thailand", kritisiert der Ministerialbeamte, "der Guardian ignoriert die Tatsache, dass es in Thailand in den Jahren 2013 und 2014 einen erheblichen Anstieg bei den Aktivitäten zur Bekämpfung des Menschenhandels gegeben hat." So habe sich die Zahl der Ermittlungsfälle in diesem Bereich von 306 im Jahre 2012 auf 674 im Jahre 2013 mehr als verdoppelt. Die Daten in Thailands "Länderbericht zum Menschenhandel 2013" stammten aus offiziellen Quellen und würden von den USA und internationalen Organisationen für zuverlässig gehalten. Obwohl Thailands Botschaft im US-Bundesstaat Washington den Guardian auf Nachfrage im späten Frühjahr mit Informationen versorgt habe, sei das Material von der Zeitung "völlig ignoriert" worden.

Songsak Saichuea wirft der Tageszeitung außerdem vor, die Informationen, die die Journalisten von ihren Gewährsleuten, die angeblich selber Opfer von "human trafficking" gewesen seien, nicht an die zuständigen Behörden weitergeleitet zu haben, damit diese entsprechend aktiv werden können: "Stattdessen entschied sich der 'Guardian', das vorgebliche Leid für den Verkauf der eigenen Zeitung sensationsheischend auszubeuten". Hätte der 'Guardian' die Informationen weitergeleitet, so hätte dies dazu beitragen können, die Menschenhändler zur Rechenschaft zu ziehen und die Opfer zu retten. Die thailändische Regierung habe nie bestritten, dass es im Land Fälle von Menschenhandel gebe, aber niemand solle verallgemeinernd behaupten, dass alle Arbeiter in den "Risiko-Branchen" notwendigerweise Opfer von Menschenhandel seien. Schließlich sei Menschenhandel ein weltweites Problem, an dessen Lösung jetzt alle gemeinsam arbeiten müssten.

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