In Russland gibt es offenbar erste Vorschläge, die am 6. August verkündeten Handelssanktionen gegen die EU-Staaten und weitere westliche Länder wieder zu lockern, schreibt Fish Information & Services (FIS). So berichtet die Barentsnova, dass neben laktosefreier Milch, Nahrungsergänzungsmitteln, Samen und Diabetes-Mitteln auch Smolts von der Liste der betroffenen Waren gestrichen werden sollen. Anlass sind offenbar Mitteilungen zweier führender Fischzuchtunternehmen - Russan Sea-Aquaculture und Russian Salmon - an die Regierung, dass der russische Verbraucher ab 2016 keine heimischen Zuchtlachse mehr kaufen könne, sollten die Farmen keine Smolts aus Norwegen mehr importieren dürfen. Zwar arbeitete Russian Sea-Aquaculture an eigenen Brutanstalten, doch werde deren Bau frühestens in zwei Jahren abgeschlossen sein, sagte Geschäftsführer Dmitry Dangauer. Leonov Konstantin, Vertreter der Fischerei-Union, teilte mit, Importe von Smolts des Atlantischen Lachses für Farmen in der Region Murmansk seien an der Grenze gestoppt worden. Das Problem: da Smolts unter Transportbedingungen nur begrenzt lebensfähig seien, habe man nur 72 Stunden für Zollformalitäten und die Logistik vom Schiff zur Farm. Derzeit produziere Russland zehn Prozent des im Lande konsumierten Frischlachses, doch in vier bis fünf Jahren solle der Anteil der Selbstversorgung auf rund ein Drittel oder 70.000 t steigen.
Im westafrikanischen Senegal soll Ende diesen Jahres eine neue Fabrik für Surimi aus "grauen Fischarten" ihren Betrieb aufnehmen, schreibt das Portal IntraFish. Einrichter ist der russische Fischverarbeiter Karelian Industrial Complex (alias Russian Surimi Complex) mit Hauptsitz in St. Petersburg, der im karelischen Sortavala insbesondere Surimi-Sticks, Fischhack und Fischburger produziert. Investor des Projektes, dessen Kosten auf 35 Mio. Euro geschätzt werden, ist der japanisch-europäische Investmentfonds Hermes-Sojitz Direct Investments. Auf einer Fläche von drei Hektar sollen täglich rund 500 Tonnen Fertigprodukte hergestellt werden, jährlich bis zu 110.000 Tonnen Surimi, sagt Fonds-Sprecher Oleg Yantovsky. Ziel sei es, den globalen Surimi-Markt "aufzumischen", der noch Akteure vertrage, meint Yantovsky. Wettbewerbsvorteile solle die neue Produktion aus "innovativer Technik" ziehen, aber auch aus der Verwendung von preiswerteren "grauen" Fischarten wie der Sardinelle, die sich dennoch durch hohen Fettgehalt und entsprechenden Nährwert auszeichneten. Damit reagiere man auf schwindende biologische Ressourcen, Wanderungsbewegungen der Fischarten und reduzierte Fangquoten.
In Vietnam ist die erste Gruppe kleinerer Pangasius-Farmer nach dem Global-GAP-Standard zertifiziert worden, teilt Global-GAP mit. Die Produzenten-Gruppe Tra Vinh Cooperative in der gleichnamigen Provinz Tra Vinh nimmt am so genannten Public Private Partnership - Sustainable Pangasius Supply Chain Program (PPP-SPSP) teil. Diese "Öffentlich-privaten Partnerschaften" unterstützen die Züchter insbesondere finanziell bei den Zertifizierungen. Anlässlich eines Global-GAP-Workshops auf der Vietfish-Messe am 6. August wies der stellvertretende Vorsitzende der Kooperative, Truong The Van, darauf hin, dass die kleinen Züchter damit einer Regierungsforderung entsprechen, die eine Nachhaltigkeitszertifizierung für sämtliche Pangasius-Farmen bis zum 31. Dezember 2015 verlange. Dr. Kristian Moeller, Global-GAP-Geschäftsführer, begrüßte es, dass die Kleinerzeuger im Aquakultur-Sektor damit dem Beispiel von rund 100.000 Obst- und Gemüsebauern weltweit folgten, die sich bereits für Zertifizierungen in Gruppen zusammengeschlossen haben. Moeller hob hervor, dass die Mehrzahl der deutschen Lebensmittelketten Einkaufspolitiken eingeführt habe, die eine Global-GAP-Aquakulturzertifizierung als Mindestanforderung bei der Lebensmittelsicherheit vorsehen.
Die EU-Kommission hat gestern beschlossen, die Wirtschaftssanktionen gegen die Färöer Inseln aufzuheben, die im August 2013 im Konflikt um die Befischung des atlanto-skandischen Herings verhängt worden waren, schreibt Fish Information & Services (FIS). Ab morgen, dem 20. August 2014, darf wieder Fisch von den Färöern in die Europäische Union eingeführt werden. Die zu Dänemark gehörenden Inseln hatten beschlossen, ihre Heringsfangmenge in diesem Jahr auf 40.000 t zu beschränken. Die EU akzeptiere diese Menge, da sie erheblich unter der ursprünglich von den Färöern beanspruchten Quote liege und den Bestand nicht gefährde. Allerdings betonte die Kommission, dass die Aufhebung der Sanktionen kein stillschweigendes Abkommen begründe. Entsprechende Verhandlungen zwischen den fünf Küstenstaaten - Norwegen, der Russischen Föderation, Island, den Färöern Inseln und der EU - sind erst für diesen Herbst terminiert. Für die Makrelenfischerei hatten die EU, Norwegen und die Färöer bereits im März eine Einigung erzielt, die bis zum Jahr 2020 gelten soll.
Wiedereinmal standen vermeindliche Seezungen-Angebote in der Gastronomie auf dem Prüfstand - mit einem nicht erstaunlichen Resultat: in vielen Restaurants werde "falscher Fisch serviert", schreibt der NDR. In Begleitung des gelernten Kochs Reiner Ahlf hatte ein Team des Norddeutschen Rundfunks sieben Restaurants in Hamburg besucht, in denen Seezunge zu teilweise erstaunlich günstigen Preisen auf der Speisekarte stand. Das Ergebnis: nur in zwei Restaurants wurde tatsächlich Seezunge serviert. Zweimal kam Rotzunge bzw. Atlantikzunge auf den Teller, dreimal wurde Pangasius aufgetischt, ergaben die DNA-Analysen des Bremerhavener Labors Impetus. Das seien Fälle von Verbrauchertäuschung, kommentiert Silke Schwartau von der Hamburger Verbraucherzentrale und fordert strengere Lebensmittelkontrollen. Der neunminütige Beitrag der NDR-Reihe "Markt" ist auch aufgrund der Ausreden der Gastronomen sehenswert. "Es liegt ein Versehen in der Küche vor", antwortete einer, ein anderer Wirt erklärte: "Das ist Tiefkühlfisch. Den bekomme ich deutlich günstiger als frische Seezungen." Seezunge aus der Nordsee ist zu erkennen unter anderem am nussigen Aroma und festem Fleisch.
Bernhard Kaufmann (63), Züchter und Verkäufer japanischer Kois im schweizerischen Klingnau (Kanton Aargau), widmet sich seit zwei Jahren auch der Entwicklung von Kreislaufsystemen für die Zanderzucht. Die Koi-Zucht sei ein Auslaufmodell, zitiert die Aargauer Zeitung den Schweizer Fischzüchter: "Dieser Bereich stagniert, der Markt gibt nicht mehr viel her." Deshalb entwickelt Kaufmann, zu dessen Hauptgeschäft der Verkauf von Artikeln für Wassertechnik zählt, inzwischen auch Recirc-Systeme für den Zander. Seit Anfang August sind zwei schlüsselfertig gelieferte Anlagen im Schweizer Kanton Luzern in Betrieb. Bei einem der Landwirte schwimmen die jungen Zander auf der ehemaligen Heubühne, beim anderen im ausgediehnten Lagerraum neben der Hühnermasthalle. Jährlich sollen die Anlagen jeweils sechs Tonnen Zander produzieren. Die Zuchtanlagen arbeiten mit einer Wasseraustauschrate von täglich 5 Prozent, sagt Kaufmann, die Futterverwertungsrate liege bei etwa eins. Nach einem Jahr erreichen die mit einem Gewicht von 10 Gramm eingesetzen Fische das Marktgewicht von 1,1 Kilogramm. Bernhard Kaufmann äußerte sich zuversichtlich, dass sich der neue Geschäftszweig gut entwickele.
Strenge Kriterien bezüglich des Lachslaus-Befalls könnten die geplante Expansion der norwegischen Lachszucht in die Schranken weisen, meint Alexander Aukner, Analyst bei DNB Markets. Die norwegische Regierung hat als Ziel für das Jahr 2050 eine Gesamtproduktion von fünf Millionen Tonnen gesteckt, schreibt das Portal IntraFish. Das entspreche einem jährlichen Wachstum von fünf Prozent auf Basis der letztjährigen Produktionsmenge von 1,144 Millionen Tonnen. Dem stehe jedoch die Vorschrift entgegen, dass es in den Zuchten maximal eine ausgewachsene Laus auf zehn Lachse geben dürfe und dass die Fische höchstens zwei Medikamentenbehandlungen je Zyklus erhalten dürfen. Angesichts dieser Regelung seien nur einige wenige Produzenten - insbesondere im Norden des Landes - in der Lage, den Anstieg der höchstzulässigen Biomasse (MPB - maximum permitted biomass) von fünf Prozent zu erreichen. "Die Finnmark, Troms und Süd-Trøndelag sind die Bezirke, in denen die Einhaltung dieser Grenzwerte am ehesten zu erreichen ist", meint Alexander Aukner. Falls etwa ein Fünftel der Industrie das angestrebte MPB-Wachstum erreichen könne, läge das Produktionswachstum bei insgesamt rund einem Prozent.
Eine große Gruppe von Fischereiunternehmen aus sieben Nationen lässt erstmals eine Fischerei auf den Blauen Wittling nach den Kriterien des Marine Stewardship Councils (MSC) auf ihre Nachhaltigkeit und ihr gutes Management prüfen. Unter dem Dach der Pelagic Freezer Trawler Association (PFA) sind Schiffe aus Holland, Deutschland, Frankreich, England, Litauen, Dänemark und Irland vereinigt. Schon seit langem habe man die Absicht, die Wittlings-Fischerei zertifizieren zu lassen, teilte PFA-Präsident Gerard van Balsfoort mit: "Da der Bestand jetzt in einem guten Zustand ist und die Ausarbeitung eines effektiven Managementplans ihre letzte Phase erreicht hat, sind wir zuversichtlich, dass die MSC-Bewertung erfolgreich abgeschlossen werden kann." 2013 fingen die Unternehmen insgesamt 73.000 t Blauen Wittling, der vor allem als ganzer gefrorener Fisch für den direkten menschlichen Verzehr nach Afrika und China exportiert wurde. Der ehemals nur zu Fischmehl verarbeitete Wittling wird dank verbesserter Fischerei-, Frost- und Lagertechniken heute nicht nur zu Surimi verarbeitet, sondern auch zu TK-Filet. Verläuft die vom unabhängigen Zertifizierer MacAlister Elliott and Partners (MEP) durchgeführte Prüfung erfolgreich, könnten schon die Fänge der Saison 2015 das blau-weiße MSC-Label tragen.
Russland hat gestern für zunächst ein Jahr die Einfuhr von Lebensmitteln aus der EU, darunter auch Fisch und Meeresfrüchte, untersagt. Das Land reagiert mit dem Handelsverbot auf die Sanktionen, die die EU und mehrere andere westliche Länder gegen Russland wegen dessen Verhalten in der Ukraine-Krise verhängt hatten. Welche Folgen wird das Embargo haben? Aus der gesamten EU wurden im Jahr 2013 Fisch und Fischkonserven im Wert von etwa 210 Mio. Euro nach Russland geliefert, schrieb der Spiegel gestern. Deutschland exportierte nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im vergangenen Jahr Fisch und Fischerzeugnisse im Wert von knapp 10 Mio. Euro dorthin.
Die für diesen Herbst angekündigten neuen Richtlinien für eine Zertifizierung nach den Standards des Marine Stewardship Councils (MSC) enthalten erstmals auch eine klare Stellungnahme zu Zwangsarbeit. Darauf hat sich der MSC-Vorstand geeinigt. Demnach dürfen Unternehmen, die wegen Verstößen gegen das Verbot der Zwangsarbeit rechtskräftig verurteilt worden sind, in den darauf folgenden zwei Jahren nicht am MSC-Programm teilnehmen. Dabei werde die Definition von Zwangsarbeit der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO), einer Sonderorganisation der Vereinten Nationen (UN), zugrundegelegt. Diese Regelung soll sowohl in die Anforderungen für eine Zertifizierung von Fischereien als auch in die Regularien der Produktketten (CoC)-Zertifizierung aufgenommen werden. Letztere können vom 1. August bis 15. September 2014 öffentlich kommentiert werden.