04.11.2010

Fischerei: Schollenschwemme in der Nordsee

Die Nordsee-Fischer melden momentan Rekordfänge an Schollen. Kapitän Jan de Boer hatte jüngst 5 t Schollen in einem Hol - das habe er noch nie erlebt. „Die Schollen müssen da unten aufgestapelt liegen,“ meinte der erfahrene holländische Kutterfischer, der am Ende der Reise 20 t auf die Auktion in Urk brachte. Auch deutsche Kutter notieren sehr gute Fänge. Die Schattenseite des Fangerfolgs: es werde immer schwerer, die großen Mengen an Schollen auf dem Markt unterzubringen, sagt Dr. Peter Breckling, Geschäftsführer des Deutschen Fischerei-Verbandes. Auf dänischen Auktionen gehen immer mehr Schollen in die Intervention und werden zu Fischmehl verarbeitet. Dies geschieht, wenn kein Händler bereit ist, den Mindestpreis von 0,97 Euro pro Kilo zu bezahlen. Im laufenden Jahr stieg der Anteil der angelandeten Schollen, die in Dänemark im Fischmehl landen, auf 9 Prozent. Anfang dieser Woche waren in Hanstholm erneut 35 t an einem einzigen Tag unverkäuflich.

Nach Daten der Wissenschaftler des ICES (Internationaler Rat für Meeresforschung) ist der Schollenbestand in der Nordsee bereits auf über 435.000 t angewachsen. Das ist der zweithöchste Wert seit Beginn der wissenschaftlichen Aufzeichnungen 1957. Für 2011 sagen die Forscher einen Bestand von 517.000 t voraus. Damit würde der bisherige Spitzenwert aus dem Jahre 1987 um mehr als 60.000 t übertroffen. Die Bestandsgröße hätte sich dann innerhalb von vier Jahren verdoppelt. Die Höhe der Fangquote wird durch den Managementplan der EU begrenzt. Danach kann die Fangmenge im nächsten Jahr um maximal 15 Prozent auf 73.000 t steigen. Bei einer Quotenfestsetzung nach dem Vorsorgeansatz könnten im nächsten Jahr 144.000 t gefangen werden. „Dies würde die Aufnahmefähigkeit der Märkte überfordern und zur Vernichtung der Ware führen“, sagt Dr. Breckling und ergänzt: „Und das will niemand.“
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