24.07.2014

Holland: Gewerkschaften klagen gegen Heiploeg

Holländische Gewerkschaften wollen vor Gericht für ehemalige Beschäftigte des Garnelenproduzenten Heiploeg (Zoutkamp) entgangene Lohnzahlungen und Urlaubsansprüche einklagen, meldet das Portal IntraFish. Die Gewerkschaften FNV und CNV werfen Heiploeg vor, dass die Insolvenz von langer Hand vorbereitet gewesen sei. Denn Heiploeg, dessen Insolvenz nicht zuletzt durch eine im Zusammenhang mit dem europäischen "Garnelen-Kartell" verhängte Geldstrafe in Höhe von 27 Mio. Euro ausgelöst worden war, startete unmittelbar nach dem Bankrott im Januar dieses Jahres neu als Heiploeg International, eine Tochter des Fischerei-Konzerns Parlevliet & Van der Plas (P&P). Die Insolvenz sei "eine Schande" gewesen, zitieren die 'Dutch News' eine Erklärung der Arbeitnehmerverbände: "Die Produktion wurde nicht gestoppt, die Organisationsstruktur ist dieselbe, ebenso wie die Kunden." 90 Beschäftigte verloren ihre Arbeit, derweil 210 zu schlechteren Konditionen weiter beschäftigt wurden. Alle verloren 11,5 Tage Urlaub, eine Bonus-Zahlung zum Jahresende, Überstundenzuschläge und zusätzliche Urlaubstage für ältere Mitarbeiter, schreiben die Gewerkschaften.

Der Heiploeg-Konkurs sei im voraus organisiert worden, eine so genannte "vorbereitete Insolvenz". Dazu gehöre ein "stiller Käufer", der den Neustart plane, noch bevor das Unternehmen für insolvent erklärt werde. Diese aus England bekannte Methode sei im holländischen Recht noch nicht verankert, aber derzeit würden sich acht Bezirksgerichte mit dem Verfahren beschäftigen. Als weitere Beispiele für eine derartige vorbereitete Insolvenz nennen die Dutch News die niederländische Unterwäsche-Marke Marlies Dekkers, den Neustart von Neckermann oder der Gruppe Estro, Händler von Kinderbekleidung. Im Falle von Heiploeg notieren die Gewerkschaften: "Der ganze Prozess lief in sehr kurzer Zeit unter den Augen des Betriebsrats und der Gewerkschaften ab. Die Interessen der Arbeitnehmer spielten eine untergeordnete Rolle." Vor Gericht verlangen sie, dass Heiploeg die entlassenen Mitarbeiter entweder zu den alten Konditionen weiterbeschäftigt oder aber eine Beendigung ihrer Arbeitsverträge aushandelt. Ein Urteil des Gerichts in Groningen werde für Ende Juli erwartet.

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09.12.2013   Niederlande: Heiploeg legt Berufung gegen Kartell-Urteil ein
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